Wie sieht der Alltag in einer Kita aus? Wie ist die Institution strukturiert? Welche Herausforderungen und Erfolge erlebt ein angehender Erzieher im ersten Praktikumsjahr? Dieser Bericht bietet eine ehrliche und detaillierte Reflexion über die Arbeit mit Kindern, die Zusammenarbeit im Team und eine Analyse der Kita und des Sozialraums.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort zur Institutionsanalyse
- Institutionsanalyse während der Erzieherausbildung
- Die Covid-19 Situation
- Persönliche Reflexion
- Quellen
Vorwort zur Institutionsanalyse und Reflexion
In unserem ersten Ausbildungsjahr wurde uns die Aufgabe gestellt, einen ausführlichen Tätigkeitsbericht zu erstellen. Dieser Bericht beinhaltet eine detaillierte Institutionsanalyse unseres Kindergartens sowie eine tiefgehende persönliche Reflexion über die Erfahrungen und Entwicklungen im ersten Lehrjahr. Die Analyse konzentriert sich auf eine objektive Betrachtung der pädagogischen Praktiken und Strukturen der Einrichtung. Dabei werden Fragen wie die angewandten pädagogischen Methoden, die institutionelle Struktur und das Umfeld sowie die bestehenden Kooperations- und Zusammenarbeitsmodelle erörtert, stets mit dem Ziel einer unvoreingenommenen und sachlichen Einschätzung.
Der Reflexionsteil widmet sich meinen persönlichen Erlebnissen und dem beruflichen Wachstum während des Praktikums. Hier reflektiere ich über die Umsetzung und Erfahrungen der im Analyseteil besprochenen Aspekte in der Praxis. Wichtig ist dabei, sich selbst gegenüber aufrichtig zu sein und gegebenenfalls diese Erfahrungen mit der zuständigen Betreuerin zu diskutieren.
Bitte beachten Sie, dass aufgrund von Datenschutzbestimmungen einige Teile des Berichts ausgelassen oder modifiziert wurden. Dennoch bleibt der Gesamtcharakter der Arbeit unberührt und bietet einen umfassenden Einblick in die Struktur und Realisierung eines Tätigkeitsberichts im Bereich der Frühpädagogik. Besonders im Reflexionsteil erhalten Sie einen persönlichen Einblick in meine Entwicklung während des ersten Jahres. Neu erworbene oder vertiefte Kompetenzen sind in diesem Abschnitt zur besseren Übersicht kursiv hervorgehoben.
Institutionsanalyse während der Erzieherausbildung
Äußere Struktur der Einrichtung
Lage der Einrichtung
Die Kindertagesstätte Anna Haag hat ihren Sitz in der Martha-Schmidtmann-Straße 16, welche dem Stuttgarter Stadtteil Espan sowie dem Stadtbezirk Bad Cannstatt zugehörig ist. Die Lage im Stadtbezirk ist außerhalb gelegen, nahe dem Klinikum Bad Cannstatt. An der Adresse der Kindertagesstätte befindet sich ebenfalls das Mehrgenerationenhaus Anna Haag. Interessant zu wissen ist, dass das Anna-Haag-Haus Deutschlands ältestes Mehrgenerationenhaus ist. Daher ist die Kindertagesstätte bewusst baulich in das Mehrgenerationenhaus mit eingebunden.
Erreichbar ist die Einrichtung sowohl fußläufig, mit dem Kraftfahrzeug sowie den öffentlichen Verkehrsmitteln. Hierfür können die Straßenbahnlinien U1, U16, die S-Bahn mit den Linien S2, S3 sowie die Buslinie N6 genutzt werden.
Mit der Kindervilla Anna Haag in der Memminger Straße 4 besteht räumlich getrennt eine weitere Kindertagesstätte im Stadtteil Bad Cannstatt. Diese ist fußläufig binnen 10 Minuten von der Kindertagesstätte Anna Haag zu erreichen.Die Wohnverhältnisse im Stadtbezirk Bad Cannstatt sind bunt gemischt und reichen von sozial schwachen bis hin zu wohlhabenden Familien. Gerade hier liegt der Ausländeranteil mit 28,3 % sowie dem Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund in Höhe von 50 % über dem Stuttgarter Durchschnitt.
Einzugsgebiet der Kita
Das Einzugsgebiet der Kindertagesstätte liegt in Stuttgart Bad Cannstatt. Der Schwerpunkt liegt jedoch hauptsächlich auf Kinder des Stadtteils Espan. Anmeldungen von Kindern sind über das vom Jugendamt bereitgestellte Anmeldeformular möglich. Anschließend erhalten die Eltern ein kindergarteneigenes Formular zum Ausfüllen.
Zuvor müssen die Eltern jedoch an einem Voranmeldetermin in der Kita erscheinen. Dieser findet acht bis zehnmal im Jahr freitags um 9 Uhr im Kreativraum statt.
Einrichtungen im Umfeld
Im Umfeld der Kita befinden sich 3 Spielplätze. Der Spielplatz Prießnitzweg liegt direkt neben der Kita Anna Haag. Ebenfalls ist der Spielplatz „in den Wannenäckern/Galgenäcker“ fußläufig von der Kita in 3 Minuten zu erreichen. Der dritte Spielplatz ist eine Spielfläche der Stephanuskirche und ebenfalls binnen 5 Minuten zu Fuß zu erreichen. Für Einkäufe mit Kindern könnte der nahe liegende Penny Supermarkt dienen. Dieser liegt ebenfalls in der Martha-Schmidtmann-Straße und ist binnen 5 Minuten erreichbar. An Bildungseinrichtungen ist die Stadtteilbibliothek im Kneippweg (300 m Entfernung) sowie die Wilhelm-Maybach-Schule zu nennen.
An für Kinder spannende Einrichtungen in der Umgebung gibt es die direkt gegenüber der Kita liegende Bundespolizeiinspektion Stuttgart sowie der fußläufig erreichbare Stadtteilbauernhof Stuttgart Bad Cannstatt.
Innere Struktur der Einrichtung
Betreuungszeiten
Die Betreuungszeiten der Kita liegen in der Zeit von 06:30 Uhr bis 17 Uhr und die Einrichtung ist von Montag bis Freitag durchgehend geöffnet. Die Betreuungszeit der kleinsten Kinder von 0 bis 1 Jahr ist auf die Zeit von 8 bis 16 Uhr beschränkt. Während des Sommers sowie zwischen Weihnachten und Neujahr ist die Einrichtung geschlossen. Insgesamt gibt es im Jahr maximal 23 Schließtage.
Aktuell sind die Öffnungszeiten durch Corona auf 07:30 Uhr bis 15:30 Uhr begrenzt.
Kapazität & Gruppen
Die Kindertagesstätte Anna Haag bietet insgesamt 70 Betreuungsplätze in fünf Gruppen. Das Alter der zu betreuenden Kinder liegt zwischen drei Monaten bis zum Einschulungsalter. Die Gruppen setzen sich folgendermaßen zusammen:
- Blaue Gruppe (0-1-jährige Kinder, maximal 8 Kinder)
- Orange Gruppe (1-2-jährige Kinder, maximal 10 Kinder)
- Grüne Gruppe (2-3-jährige Kinder, maximal 12 Kinder)
- Gelbe Gruppe (3-6-jährige Kinder, maximal 20 Kinder)
- Rote Gruppe (3-6-jährige Kinder, maximal 20 Kinder)
Stand März 2021 sind alle Plätze der Einrichtung belegt. Es existiert eine Warteliste für Kinder, deren Geschwister bereits in der Kindertagesstätte betreut werden. Diese werden auch bevorzugt angenommen.
Differenzierte Beschreibung der grünen Gruppe
Die Altersstruktur der grünen Gruppe, in der ich hospitiere, liegt bei 2,5 bis 3,5 Jahren. Zur Gruppe gehören 4 Mädchen sowie 8 Jungs, also insgesamt 12 Kinder. Zu einer Besonderheit unserer Gruppe gehört auch die Inklusion eines Kindes mit körperlichen Einschränkungen.
Kinder von Flüchtlingen oder von kürzlich zugewanderten Eltern gibt es in unserer Gruppe nicht. Eine kulturelle Vielfalt (verschiedene Nationen) der Eltern ist dennoch vorhanden. (Anna-Haag-Mehrgenerationenhaus 2020)
Personelle Ausstattung der Kita Anna Haag
In der Einrichtung gibt es insgesamt 11 Vollzeit-Stellen mit 100 %. Des Weiteren gibt es 7 Stellen mit einer Beschäftigungsmenge zwischen 60 und 80 %. Zusätzlich kommt die Leitung der Einrichtung mit einer 100 % Stelle hinzu. Ein PIA-Praktikant ist ebenfalls im Kindergarten angestellt.
Dies ergibt eine Gesamtmitarbeiterzahl von 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Hiervon sind 4 Männer. Alle Angestellte haben eine pädagogische Ausbildung oder absolvieren diese gerade. Ebenfalls werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig geschult und weitergebildet. Jede Gruppe besitzt eine Gruppenleitung. Für dieses Leitungsteam gibt es eine gesonderte regelmäßige Teamsitzung. Ein Organigramm existiert für die Einrichtung leider nicht.
Ebenfalls gibt es in der Einrichtung Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Küchen- und Reinigungsbereich. Diese sind jedoch über das Anna-Haag-Haus angestellt und nicht direkt über den Kindergarten. (Götz 15.03.2021)
Übersicht über die pädagogisch relevanten Räume
In der Kindertagesstätte Anna Haag besitzt jede Gruppe einen eigenen Gruppen- sowie Nebenraum. Innerhalb der Gruppenräume gibt es verschiedene Spielbereiche, welche nach Altersgruppe unterschiedlich gestaltet sind und sich in folgende Bereiche gliedern lassen:
- Rollenspielbereich
- Konstruktionsbereich
- Bücherecke
- Malatelier
- Bewegungsbaustelle
- Schlaf- und Ruhebereich
Jede Gruppe isst mit den Erzieherinnen gemeinsam in den eigenen Räumlichkeiten. Der Schlafbereich der grünen Gruppe wird beispielsweise im Konstruktionsbereich während des Essens aufgebaut und somit seine Funktion kurzfristig abgeändert.
Es gibt einen großen Außenbereich zum Spielen. Diesen teilen sich alle Gruppen gemeinsam und er beinhaltet unter anderem eine Schaukel, Kletterlandschaft, Rutschbahn, Bodentrampolin sowie einen Sandkasten und ein Wasserspielbereich. Zu den Besonderheiten des Außenspielbereiches gehören auch die vorhandenen Obstbäume und Sträucher. Ein Turnraum steht allen Gruppen ebenfalls zur Verfügung, auch für Kindergruppen der Kindervilla Anna Haag (bspw. für wöchentlich stattfindendes Kinder Judo). Aufgrund von Corona gibt es im Außenbereich nun Nutzungszeiten je Gruppe und der Turnraum wird aktuell nicht genutzt.
Des Weiteren ist die Kinder-Toilette zu nennen. Diese nutzen alle Kinder der verschiedenen Gruppen gemeinsam. Aufgrund von Corona wird nur abwechselnd die Toilette genutzt und die Gruppe Grün nutzt eine umgerüstete Mitarbeitertoilette.
Für das pädagogische Personal gibt es eine kleine Bücherei, spezielle Räume zum Arbeiten am Computer sowie einen Rückzugsort für Pausen. Alle Räume befinden sich auf einer Ebene und sind barrierefrei zu erreichen.
Pädagogische Arbeitsweise und inhaltliche Schwerpunkte
Ziele und Schwerpunkte der Einrichtung
Der Anna-Haag-Kindergarten hat aus meiner Sicht ein sehr umfassendes und in Details ganz besonderes Kindergartenkonzept (Intergeneratives Konzept) geschaffen. Denn das Konzept des Kindergartens verbindet sich hier auch mit dem räumlich integriertem Anna-Haag-Mehrgenerationenhaus für ältere Menschen. Das ist insoweit bemerkenswert, als mir aktuell bisher keine Kindergärten bekannt sind, welche ein Kita-Konzept mit den Konzepten anderer Einrichtungen oder Ähnlichen teilen oder verknüpfen.
Des Weiteren ist das Konzept des Kindergartens auf Vielfalt, Unterschiedlichkeit sowie dem Anknüpfen an die Selbstbildungsprozesse der Kinder angelehnt. Gerade hier möchte ich auch nochmals die aktuelle Stellenbesetzung mit männlichen Erziehern in der Einrichtung benennen (Siehe personelle Ausstattung).
Hieraus ergeben sich die Leitsätze der Einrichtung:
- Wir begegnen einander in Wertschätzung und Vertrauen. – Wir sind miteinander im Dialog.
- Wir handeln in persönlicher Verantwortung und Eigeninitiative. – Wir stehen für Qualität und Leistung.
- Wir gestalten Lebensqualität. – Wir sind flexibel und innovativ.
Das Konzept des Kindergartens mit den Leitsätzen lässt sich in die nachfolgenden sechs Teilbereiche untergliedern. Diese sind jedoch nicht als voneinander getrennt bestehende konzeptionelle Ausschnitte zu sehen. Vielmehr fließen diese Bereiche ineinander über:
Pädagogischer Ansatz und Menschenbild
„Zwei Dinge sollten wir unseren Kindern geben: Wurzel und Flügel!“ ist ein Leitspruch der Einrichtung. Er zeigt auf, dass Kinder einen sicheren Halt um sich herum benötigen, damit sie sich entfalten und wachsen können. Hierbei unterstützt die Einrichtung die Kinder durch eine anregungsvolle Umwelt, Grenzen und Verlässlichkeit sowie Raum und Zeit für Selbstbestimmung. Es wird viel Wert auf Bewegung, die Natur und die Umwelt gelegt.
Egal ob Jung oder Alt, Mann oder Frau. Für die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder sind vielfältige Vorbilder sehr wichtig. Aus all diesen Gründen setzt die Einrichtung auf ein Gruppenkonzept. Durch dieses soll den Kindern Orientierung und Sicherheit gegeben werden.
Das intergenerative Leben im Anna-Haag-Haus
Das intergenerative Leben spielt eine zentrale Rolle im Anna-Haag-Haus. Denn neben der Inklusion und der Quartierskonzepte ist das intergenerative Leben mit eines der drei Hauptadern der Einrichtung. Kinder lernen in der Einrichtung den Umgang mit Jung und Alt und erlernen so schon im Kindergartenalter Toleranz, Rücksichtnahme und Einfühlungsvermögen.
Die Kinder führen regelmäßig im „Forum“ etwas auf oder singen für die älteren Menschen. Auch gemeinsame Frühstücke, gegenseitige Besuche oder gemeinsames Beisammensein kräftigt das miteinander. Hierdurch sehen Kinder ältere Menschen nicht nur als Menschen mit Beeinträchtigungen, sondern als Personen mit vielfältigen Stärken. Auch hier ist aufgrund der Corona-Situation das intergenerative Leben aktuell nicht möglich.
Die Partizipation der Kinder
Die Förderung der Partizipation bei Kindern ist ganz entscheidend für ein individuelles und eigenständiges Leben, auch in der Gemeinschaft. Denn durch die Partizipation entdecken Kinder, dass sie sich beteiligen können, Einfluss ausüben dürfen und hierbei den Tagesablauf mitgestalten können.
Aus diesen Gründen findet die Partizipation täglich statt und entwickelt sich mit der jeweiligen Altersgruppe stetig weiter. Hier sei auch die täglich stattfindende Kinderkonferenz zu nennen. In dieser können sich die Kinder mit Ihren Wünschen einbringen und erlernen so bereits in der Kindergartenzeit Themen wie Demokratie, Gleichberechtigung und Teilhabe.
Hierdurch erlernen Kinder auch Konfliktlösungsstrategien. Mit diesen können Kinder ihre Auseinandersetzungen eigenständig lösen oder beispielsweise bei unterschiedlichen Meinungen diese kommunikativ diskutieren und sich hierdurch mitteilen.
Das Ziel des Anna-Haag-Kindergartens ist hier die Unterstützung der Kinder in der Reifung zu einer eigenständigen Persönlichkeit.
Der Situationsansatz bei Kindern
Die Einrichtung orientiert sich an den individuellen Anforderungen und Bedürfnisse der Kinder. Hierbei wird auch die Situation zu Hause und in der Umgebung mit einbezogen. Durch die Übertragung von Verantwortung lernen die Kinder bereits in der Kindergartenzeit mit Regeln und Rückschlägen umzugehen. Später sollen die Kinder als Erwachsene ihr Leben eigenverantwortlich gestalten und den Anforderungen wie Beruf, Familie und Gesellschaft positiv gegenüberstehen.
Inklusion von Kindern
Die Kita unterstützt die Inklusion von Kindern durch die Aufnahme in die normalen Gruppen und hat eine inklusive Grundhaltung. Hierdurch erleben die Kinder, dass Unterschiedlichkeit und anders sein normal ist. Die Kinder lernen Brücken zu schlagen und aufeinander zuzugehen. Für die Inklusionskinder steht ein sogenannter „Snoezelen-Raum“ zur Verfügung, welcher als Rückzugsort dient. Durch die entsprechende Einrichtung sollen alle Sinne des Kindes ganzheitlich aktiviert werden.
Zur Umsetzung dieser Grundhaltung hat die Einrichtung eine (sonder-) pädagogische Kraft eingestellt. Diese kümmert sich um den Prozess der Inklusion durch Koordination und Begleitung. Hierbei wird in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen nach Förder- sowie Unterstützungsnotwendigkeiten geschaut. Ziel ist das Wohl des Kindes. Es soll erfolgreich den Kita-Alltag bewerkstelligen können.
Im Kita-Team arbeiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit langjähriger Erfahrung in der Inklusion. Des Weiteren werden Mitarbeiter regelmäßig weitergebildet.
Besonderheiten der Einrichtung
Neben dem bisher bereits erwähnten Konzept der Einrichtung ist auch das
sexualpädagogische Konzept als Besonderheit zu nennen. Denn der Kita ist es ein Anliegen, dass im Rahmen der Persönlichkeitsentwicklung auch der wichtige Bereich der frühkindlichen Sexualerziehung berücksichtigt wird. Hierdurch möchte die Einrichtung folgende Ziele erreichen:
- Freundschaften festigen und Neue zu schließen
- Körpererfahrung durch Spiegel, Kleidung, Arztkoffer und ähnliche
- Kinder werden durch altersgerechte Bücher aufgeklärt und informiert
Ziel ist immer, dass die Kinder um ihren eigenen Körper wissen und lernen auch Nein zu sagen, wenn ihnen etwas nicht gefällt. Sie sollen die eigenen Grenzen ausdrücken als auch die der anderen berücksichtigen lernen. Das Schamgefühl der Kinder wird respektiert.
Zusammenarbeit und Kooperation
Formen der Zusammenarbeit mit Eltern und Familien
Die Zusammenarbeit zwischen Pädagogen und Familien ist der Einrichtung sehr wichtig. Aufgrund dessen stehen die Erzieherinnen und Erzieher im ständigen Austausch mit den Eltern, um über veränderte Bedingungen sowie aktuelle Situationen informiert zu sein.
Hierfür finden regelmäßig Elternabende, Tür- und Angelgespräche, ein jährliches Entwicklungsgespräch sowie Elternbefragungen statt. Des Weiteren finden die Eltern Informationen an der Infotafel.
Aufgrund der aktuellen Corona-Situation kann ich hierzu leider keine weiteren Erfahrungen mitteilen.
Kooperation mit anderen Institutionen
Da der Kindergarten zum Anna-Haag-Mehrgenerationenhaus gehört, findet ein regelmäßiger Austausch mit dem Träger sowie den anderen Einrichtungen statt. Hier sind insbesondere das Seniorenzentrum sowie die Bildungsstätte zu nennen. Außerhalb von Corona findet normalerweise einmal im Monat ein dreitägiges Hospitationsprogramm statt. Hierdurch entstehen neue Kontakte und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten einen Einblick in die Arbeit der anderen Einrichtungen.
Die Einrichtung nimmt auch an Kooperationstreffen mit den umliegenden Grundschulen und Kindergärten teil. Hierzu gehört auch der Kontakt zu städtischen Einrichtungen wie dem Gesundheitsamt, Jugendamt sowie den Frühförderstellen wie beispielsweise die städtische interdisziplinäre Frühförderstelle IFF.
Aufgrund der aktuellen Corona-Situation kann ich auch hierzu leider keine weiteren Erfahrungen mitteilen.
Die Covid-19 Situation im Kindergarten
Während der Corona-Zeit waren alle Gruppen für sich alleine in den Räumen. Hier musste das Konzept den aktuellen Hygienebestimmungen angepasst werden. Gemeinsame Veranstaltungen sowie Besuche bei den älteren Menschen sind aufgrund des Risikos nicht durchgeführt worden. Ebenfalls wurde der Garten in verschiedene Bereiche abgesperrt und die Gruppen konnten nur noch abwechselnd stundenweise in den großen Garten gehen.
Hierunter litt leider auch das intergenerative Konzept, was ja gerade die Begegnung und den Austausch von Alt und Jung betrifft. Es wurde versucht, die Kontakte auch bei den Kolleginnen und Kollegen untereinander auf ein Minimum zu reduzieren. Dafür wurden sogar Funkgeräte angeschafft, um schnell und kontaktlos zueinander Kontakt aufnehmen zu können.
Die Teambesprechungen und Mitarbeitergespräche fanden digital statt. Ebenfalls hatte ich auch keinen Kontakt zu den Eltern der Kinder. Zur Sicherheit wurde bei mir jeden Montag vor Beginn des Praxisbesuches ein Corona-Schnelltest durchgeführt. Dadurch konnte ich während der Praxiszeit mit den Kollegen und Kindern ohne Mundschutz interagieren. Dies wurde jedoch durch die stark steigenden Fallzahlen ab April wieder aufgehoben, sodass alle Erzieherinnen und Erzieher in der Einrichtung auch innerhalb der Gruppe einen Mundschutz tragen mussten.
Zur weiteren Infektionsvorbeugung wurden von der Einrichtung sogenannte Lolli-Tests angeschafft. Die Eltern testen Ihre Kinder zweimal wöchentlich Zuhause mit diesen Corona- Schnelltests. Hierdurch sollen Infektionen der Kinder frühzeitig erkannt werden.
Das Sommerfest sowie alle anderen Feste fallen ebenso wegen Corona aus. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass ein normaler stattfindender Kindergartenalltag aktuell nicht stattfindet und viele Aktivitäten ausfallen. Dennoch gefällt den Kindern die Zeit im Kindergarten und die Einrichtung versucht ihr Bestes, um die Situation für alle bestmöglich zu gestalten. (Anna-Haag-Mehrgenerationenhaus 2020)
Persönliche Reflexion über das erste Jahr als Erzieher
Im wöchentlichen Praxisbesuch konnte ich die Erfahrung mitnehmen, dass die Konzeption durch die aktuelle Corona-Situation zum großen Teil nicht umgesetzt werden konnte. Durch die räumliche Trennung der Gruppen sowie dem fehlenden gemeinsamen Spiel im Außenbereich konnten gruppenübergreifende Spielzeiten nicht angeboten werden. Ebenfalls fanden Absprachen der Mitarbeiter nur über Walkie-Talkie anstelle von persönlichen Gesprächen statt. Die Mitarbeitergespräche und Teamsitzungen fanden dementsprechend digital statt.
In meiner Rolle als Praktikant fühle ich mich wohl. Meine Anleiterin hat mir alle notwendigen Schritte beigebracht und wir haben gemeinsam durch regelmäßige Reflexionsgespräche den aktuellen Stand ermittelt. Hierdurch konnte ich die Bereitschaft entwickeln, meine eigenen Werte, Normen und Stereotype zu überprüfen. Gleichzeitig halfen mir die regelmäßigen Gespräche auch dazu, das Verständnis zu erwerben, das die Entwicklung zur Professionalität als ein lebenslanger Prozess zu verstehen ist. Die Zusammenarbeit mit meiner Anleiterin war daher stets freundlich und zuvorkommend. Ich erhielt sogar ihre Telefonnummer, sodass ich mich bei Fragen an sie wenden konnte.
Während meiner bisherigen Praktikumszeit war ich in allen üblichen erzieherischen Aufgabenfelder eingesetzt. Ich war im pflegerischen Bereich tätig, indem ich bei der Klo- Runde oder beim Wickeln eingesetzt wurde. Ebenfalls führte ich erzieherische Maßnahmen durch, sei es durch das Setzen gezielter Freispielimpulse oder dem Planen und Durchführen von gezielten Angeboten. Im hauswirtschaftlichen Bereich konnte ich Erfahrung in der Essensvorbereitung, dem Decken des Esstisches sowie dem anschließenden aufräumen und spülen sammeln. Hierbei lernte ich auch, dass man hierbei die Kinder durch partizipative Maßnahmen mit einbinden kann. Durch all diese Tätigkeiten sehe ich mich nun in der Lage, pädagogische Beziehungen aufzubauen und professionell zu gestalten.
Während all der Zeit in der Einrichtung fühlte ich mich stets gut betreut und unterstützt. Meine Anleiterin schaffte es, mich durch neue Impulse und kurze Gespräche in neue Aufgabenbereiche einzuarbeiten, sodass ich diese dann selbstständig durchführen konnte. Hierdurch verfüge ich nun über die Fähigkeit, vorausschauend initiativ zu sein und selbstständig im Team zu arbeiten. Daher war die Zusammenarbeit im Team aus meiner Sicht auch stets harmonisch und freundlich. Wir konnten uns gegenseitig unterstützen, sodass auch an hektischeren Tagen das Stressniveau in einem angemessenen Rahmen lag.
Die Arbeit mit den Kindern hatte mir bisher sehr viel Freude bereitet. Ich habe schnell einen Zugang zu den Kindern gefunden und konnte bisher letztlich alle Kinder erreichen. Bereits nach kurzer Zeit hörten die Kinder auf mich und gingen von selbst auf mich zu. Bei Angeboten, Ausflügen oder anderen Aktivitäten war stets eine gemeinsame Freude vorhanden. Das Vertrauen der Kinder erstreckte sich auch auf den pflegerischen Bereich. Wickeln, die Klo-Runde oder Ähnliches war nie ein Problem. Gerade beim Essen musste ich stets den Tisch mit den Kindern wechseln, sodass diese auch mit mir einmal essen durften. Prägend für mich war der Tag, an dem ich nach einem Krankheitstag wieder in der Einrichtung war. Dort fragten mich einige Kinder, wieso ich nicht da war und ob ich nächsten Montag wieder kommen würde. Hierbei lernte ich die Bedeutung emotionaler Bindungen und sozialer Beziehungen bei der pädagogischen Arbeit zu berücksichtigen.
Ich konnte an mir beobachten, wie ich gezielte Beobachtungen durchführte und diese Datenerhebung letztlich als Grundlage zur methodisch-didaktischen Handlung heranzog. Über die Praktikumszeit hinweg wurde ich ruhiger und entspannter im Umgang mit mehreren Kindern. Ebenfalls konnte ich manche Situation fachlich einschätzen und mich anschließend für ein pädagogisch begründetes Erzieherverhalten entscheiden (Beispiel Konfliktsituation zwischen Kindern).
Meine Ruhe und Geduld halfen mir beim Erklären von neuen Erkenntnissen der Kinder sowie beim gefühlten zehnten Mal der Ermahnung an manchen Tagen. Gerade mein Interesse an den Naturwissenschaften konnte ich in den Alltag mit einfließen lassen. Wieso ist die Sonne warm? Wieso regnet es und warum staubt der Boden? Viele Fragen, die man erst einmal kindgerecht erklären können, muss.
Ebenfalls half mein Interesse an Bewegung und Sport im Kita-Alltag. Oft haben wir im Vorgarten herumgerannt oder sind einmal „Flugzeug geflogen“. Diese Zeit war sehr schön und half auch die Beziehung zu den Kindern zu vertiefen und zu festigen. Gerade auch das Integrieren des Inklusionskindes war spannend und eine tolle Erfahrung. Denn durch die zusätzliche Unterstützung konnte dieses Kind an den Aktivitäten der anderen Kinder mit teilhaben. Hierbei nahm ich auch erst mal einen tieferen Bezug zu den Themen der Diversität und Inklusion war und konnte mich somit näher und intensiver mit der Sicht beider Seiten beschäftigen.
Die Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis war aus meiner Sicht gegeben. Dennoch erforderte das Zusammenführen beider Teile einen höheren Selbstaufwand, da zu Beginn nicht immer ganz klar war, welcher theoretische Bereich nun wann und wie in der Praxis umzusetzen sei. Hierfür denke ich, war gerade zu Beginn der Ausbildungszeit der schulische Zeitrahmen zu knapp bemessen. Es war mir möglich gewesen, den in der Schule erworbenen Stoff in der Praxis anzuwenden. Dieser half mir in der Praxis auch, manche Maßnahmen zu verstehen.
Gerade die Gespräche und der Austausch halfen mir, mich auf offene Arbeitsprozesse einzulassen und mit der Komplexität und den häufigen Veränderungen im beruflichen Handeln umgehen zu können. Umgekehrt war es bedeutend komplizierter. Denn viele in der Praxis erworbenen Kenntnisse haben wir schulisch noch nicht behandelt und so kann ich diese aktuell weder einordnen noch prüfen.
Die Corona Situation hat sich auch auf meinen zweiten Praxisbesuch ausgewirkt. Dieser lief nur bedingt wie geplant ab und die Motivation für die Ausarbeitung und Planung waren in den Monaten davor nur gering. Dennoch hat mir der Praxisbesuch geholfen, die Probleme zu erkennen und somit die Motivation letztlich wieder zu steigern.
In der Zukunft möchte ich vor allem an der Planung und Umsetzung meiner Angebote arbeiten. Denn hier habe ich festgestellt, dass oftmals die Umsetzung der Angebote gut funktioniert haben. Das Ziel beim Kind, nämlich die Erweiterung des Wissens, habe ich jedoch nicht immer erreicht. Hier habe ich mehrmals bereits vorhandene Fähigkeiten eher gestärkt und gefestigt, statt dem Kind neue Kenntnisse zu vermitteln. Eine Vertiefung des eigenen Fachwissens, insbesondere bei der Sprachförderung und – Entwicklung ist aus meiner Sicht ebenfalls nötig, um die Entwicklung und Förderung von U3 Kindern fachgerecht erkennen und durchführen zu können.
Gerne würde ich auch die Kommunikation mit den Eltern vertiefen und intensivieren. Leider war dies durch die Corona-Zeit nicht möglich gewesen. Der bisherige Elternkontakt belief sich daher auf kurze persönliche Unterhaltungen. Bei diesen Gesprächen konnte ich jedoch lernen, dass Eltern individuell unterschiedliche Bedarfslagen haben sowie Ressourcen besitzen. Diese müssen von uns Fachkräften erkannt werden, damit wir den Familien bedarfsgerechte Angebote der Elternbildung und -beratung anbieten können.
Die regelmäßigen Gespräche mit meiner Anleiterin und den anderen Fachkräften waren eine sehr wichtige und gute Erfahrung. Sehr toll fand ich, als selbst die Erzieher zu mir kamen und mich nach meiner Meinung zu Situationen gefragt haben. So musste ich auch selbst einmal über das Verhalten anderer nachdenken und konnte so auch die pädagogische Beziehung zu Kolleginnen und Kollegen professionell gestalten. Letztlich haben mich die Gespräche motiviert, weiterzumachen, neue Ansätze auszuprobieren und auch meine eigene Sichtweise manchmal zu überdenken.
Der nächsten Herausforderung, der ich mich stellen möchte, ist die der eigenen Planung und Umsetzung eines Thementages. Dies wäre aus meiner Sicht die nächste sinnvolle Stufe in der Erweiterung meiner Kenntnisse. Ebenfalls wäre der Alterswechsel von U3 zu den größeren Kindern eine Herausforderung, da hier insbesondere die Durchsetzungsfähigkeit eine wichtige Rolle spielt und ich mir nicht sicher bin, ob ich mich in dem Altersbereich wohl fühle.
Meine persönlichen Ziele sind daher die Beibehaltung des aktuellen Lerntempos sowie die differenzierte Haltung zwischen der Rolle des Erziehers und Vaters. Man ertappt sich des Öfteren dabei, die Sicht zu Hause aus der Erzieherrolle statt der eines Elternteils zu sehen. Die Durchsetzungsfähigkeit muss ich ebenfalls noch verstärken.
Letztlich kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass mich die Praktikumszeit im Anna-Haag- Haus in meiner Berufswahl bestätigt und gestärkt hat. Gerade im Hinblick auf den Einsatzbereich U3 fand ich die Praktikumszeit sehr wertvoll. Wie bereits zuvor erwähnt, konnte ich zu den Kindern eine Verbindung aufbauen und ich wurde als Erzieher akzeptiert.
Daher ist nun die weitere Überlegung, in welcher Einrichtung das nachfolgende Praktikum stattfinden wird und welche Konzeption für eine weitere Vertiefung meines Wissens am besten geeignet sein wird. Hierbei steht eine städtische Einrichtung mit dem Einsteinkonzept oder ein bilingualer Kindergarten in der näheren Auswahl.
Quellen
- Anna-Haag-Mehrgenerationenhaus (2020): Konzeption der Kita Anna Haag. Kindertagesstätte im Anna Haag Mehrgenerationenhaus. Hg. v. Anna-Haag- Mehrgenerationenhaus. Stuttgart, zuletzt geprüft am 16.03.2021.
- Götz, Sebastian (15.03.2021): Personelle Ausstattung der Kita Anna Haag. Interview mit Dagmar Bender. Stuttgart. Gespräch.