Wickeln kann mehr sein als nur Hygiene! Entdecken Sie, wie Sie die Wickelzeit in der Kita als Chance für Bindung,Sprachförderung und Entwicklung nutzen. Erhalten Sie wertvolle Tipps für eine stressfreie Wickelsituation, die sowohl dem Kind als auch den Erzieher:innen Freude bereitet.
Inhaltsverzeichnis
- Wickeln als Chance für Bindung und Entwicklung
- Herausforderungen meistern
- Geduld und Einfühlungsvermögen als Schlüssel
Das Wickeln von Kleinkindern in der Kita ist weit mehr als ein notwendiger Teil der Hygiene. Es ist eine wertvolle Gelegenheit für Zweisamkeit, Förderung und alltagsintegrierte Sprachförderung. Obwohl es im hektischen Krippenalltag oft schwierig erscheint, die nötige Ruhe und Geduld aufzubringen, ist es entscheidend, sich bewusst Zeit für das Kind zu nehmen. Für viele Kleinkinder bedeutet das Wickeln eine Unterbrechung ihrer Erkundungen und kann daher Überwindung kosten.
Wickeln als Chance für Bindung und Entwicklung
Die Wickelsituation in der Kita bietet eine einzigartige Gelegenheit, eine positive und vertrauensvolle Beziehung zum Kind aufzubauen. In diesen intimen Momenten, in denen die Erzieher:innen sich ganz auf das Kind konzentrieren,entsteht ein Raum für intensive Interaktion und Bindung.
Förderung der emotionalen Bindung
Durch liebevolle Berührungen, sanfte Worte und achtsamen Blickkontakt wird das Urvertrauen des Kindes gestärkt. Das Kind fühlt sich gesehen, wahrgenommen und wertgeschätzt. Diese positive Erfahrung trägt zur Entwicklung einer sicheren Bindung bei, die eine wichtige Grundlage für das spätere Leben des Kindes bildet. Eine sichere Bindung gibt dem Kind das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit, was sich positiv auf seine emotionale Entwicklung und sein Selbstvertrauen auswirkt.
Sprachentwicklung und kognitive Förderung
Die Wickelsituation kann auch genutzt werden, um die kognitive und sprachliche Entwicklung des Kindes spielerisch zu fördern. Indem die Erzieher die einzelnen Schritte des Wickelns beschreiben („Jetzt ziehe ich dir die Windel aus“,“Ich mache deinen Po sauber“), erweitern sie den Wortschatz des Kindes und fördern sein Sprachverständnis. Das Benennen der Körperteile („Das sind deine Beine“, „Das ist dein Bauch“) unterstützt das Körperbewusstsein und hilft dem Kind, sich selbst besser wahrzunehmen.
Das gemeinsame Singen von Liedern oder das Aufsagen von Reimen und Fingerspielen regt nicht nur die Sprachentwicklung an, sondern fördert auch das Gedächtnis, die Konzentration und die rhythmische Wahrnehmung des Kindes. Durch die Wiederholung von Wörtern und Melodien lernt das Kind, Sprachmuster zu erkennen und zu imitieren.
Wickeln als ganzheitliche Erfahrung
Die Wickelsituation in der Kita ist somit weit mehr als nur eine hygienische Routine. Sie ist eine wertvolle Gelegenheit,die emotionale Bindung zu stärken, die Sprachentwicklung zu fördern und das kognitive Wachstum anzuregen. Indem Erzieher:innen diese Momente bewusst gestalten und nutzen, schaffen sie eine positive und bereichernde Erfahrung für das Kind, die sich langfristig positiv auf seine Entwicklung auswirkt.
Herausforderungen meistern: Wenn das Kleinkind sich nicht wickeln lassen will
Die Aussage „Hilfe, das Kleinkind lässt sich nicht wickeln!“ ist in Kitas keine Seltenheit und kann für Erzieher eine tägliche Herausforderung darstellen. Viele Kinder, die gerade erst begonnen haben, ihre Welt zu erkunden und die Freuden des Spielens zu entdecken, empfinden die Unterbrechung durch das Wickeln als störend und frustrierend. In einer Kita, wo das soziale Miteinander und die freie Entfaltung durch Spiel im Zentrum stehen, fällt es Kindern oft schwer,diese Aktivitäten für eine vermeintlich langweilige Routine wie das Wickeln zu unterbrechen.
Zusätzlich zur natürlichen Abneigung gegen Unterbrechungen können auch die räumlichen Gegebenheiten in vielen Kitas eine Rolle spielen. Wickelräume sind oft zweckmäßig eingerichtet und erfüllen zwar die hygienischen Anforderungen,lassen aber in Bezug auf Komfort und Atmosphäre zu wünschen übrig. Kühle Temperaturen, sterile Fliesen und ein Mangel an kindgerechter Dekoration können das Wickeln zu einer unangenehmen Erfahrung machen. Das Kind fühlt sich möglicherweise unwohl und ausgeliefert, was seinen Widerstand weiter verstärkt.
Die Kombination aus der Unterbrechung des Spiels und einer wenig einladenden Umgebung kann dazu führen, dass das Wickeln zu einem Machtkampf zwischen Kind und Erzieher wird. Dies ist nicht nur für das Kind stressig, sondern auch für die Betreuungsperson, die unter Zeitdruck steht und möglicherweise mehrere Kinder nacheinander wickeln muss.
Gestaltung des Wickelbereichs
Um die Wickelsituation für das Kind angenehmer und einladender zu gestalten, sind bereits kleine Veränderungen im Wickelbereich von großer Bedeutung.
Raumtemperatur:
- Sorgen Sie für eine angenehme Wärme im Wickelbereich. Babys und Kleinkinder sind besonders empfindlich gegenüber Kälte, daher sollte die Raumtemperatur idealerweise zwischen 22 und 24 Grad Celsius liegen.
- Nutzen Sie gegebenenfalls eine Wärmelampe oder ein Heizlüfter, um den Bereich schnell aufzuwärmen, besonders in den kälteren Monaten.
- Achten Sie darauf, dass keine Zugluft entsteht, die das Kind auskühlen könnte.
Atmosphäre:
- Gestalten Sie den Wickelbereich liebevoll und kindgerecht. Helle, freundliche Farben an den Wänden,ansprechende Bilder oder Wandtattoos und eine weiche, bequeme Wickelunterlage schaffen eine positive Atmosphäre.
- Binden Sie die Kinder in die Gestaltung mit ein, indem Sie sie beispielsweise Bilder malen oder auswählen lassen,die im Wickelbereich aufgehängt werden.
- Verwenden Sie natürliche Materialien wie Holz und Stoff, um eine warme und gemütliche Atmosphäre zu schaffen.
Ablenkung:
- Bieten Sie dem Kind während des Wickelns ein abwaschbares Spielzeug oder eine Spieluhr an. Das lenkt es ab und macht das Wickeln zu einer spielerischen Erfahrung.
- Wechseln Sie regelmäßig die Spielzeuge, um die Neugierde des Kindes zu erhalten.
- Nutzen Sie auch andere Ablenkungsmöglichkeiten wie Fingerspiele, Lieder oder das Zeigen von Bilderbüchern.
Licht:
- Achten Sie auf eine angenehme Beleuchtung, die nicht blendet. Verwenden Sie warmes, indirektes Licht, um eine entspannte Atmosphäre zu schaffen.
- Vermeiden Sie grelles Licht oder direkte Sonneneinstrahlung, die das Kind stören könnten.
Indem Sie diese einfachen Anpassungen vornehmen, können Sie den Wickelbereich in einen Ort verwandeln, an dem sich das Kind wohl und sicher fühlt. Eine positive Atmosphäre und liebevolle Zuwendung während des Wickelns tragen dazu bei, dass das Kind das Wickeln nicht als unangenehme Unterbrechung, sondern als einen angenehmen Teil seines Kita-Alltags wahrnimmt.
Das Kind aktiv einbeziehen
Kinder ab etwa 12 Monaten, wenn sie beginnen, sich selbstständig fortzubewegen und ihre Umgebung zu erkunden, können bereits aktiv am Wickelprozess teilnehmen. Ermöglichen Sie ihnen, altersgerechte Aufgaben zu übernehmen, die ihrem Entwicklungsstand entsprechen.
Beispiele für altersgerechte Beteiligung:
- 12-18 Monate: Das Kind kann selbstständig auf den (niedrigen) Wickeltisch klettern oder krabbeln, die Windel aus der Packung nehmen oder die benutzte Windel in den Mülleimer werfen.
- 18-24 Monate: Das Kind kann versuchen, sich selbst auszuziehen (z.B. Hose oder Body), die Beine anheben oder die Windel öffnen.
- 24-36 Monate: Das Kind kann versuchen, sich selbst anzuziehen, Feuchttücher aus der Packung nehmen oder Creme auf den Po auftragen (unter Aufsicht).
Vorteile der aktiven Beteiligung:
- Stärkung des Selbstwertgefühls: Das Kind erlebt sich als kompetent und selbstwirksam.
- Förderung der Selbstständigkeit: Das Kind lernt, Verantwortung zu übernehmen und Aufgaben selbstständig zu erledigen.
- Reduzierung von Widerstand: Das Kind fühlt sich weniger ausgeliefert und kann das Wickeln als gemeinsames Projekt wahrnehmen.
- Sprachförderung: Durch das Benennen von Handlungen und Gegenständen wird der Wortschatz erweitert.
- Motorische Förderung: Das Kind trainiert seine Fein- und Grobmotorik.
Wichtig:
- Sicherheit: Achten Sie stets auf die Sicherheit des Kindes und lassen Sie es niemals unbeaufsichtigt auf dem Wickeltisch.
- Geduld: Geben Sie dem Kind Zeit, die Aufgaben in seinem eigenen Tempo zu erledigen.
- Lob und Ermutigung: Bestärken Sie das Kind in seinen Bemühungen und loben Sie es für seine Mitarbeit.
- Individualität: Berücksichtigen Sie die individuellen Fähigkeiten und Vorlieben des Kindes.
Indem Sie das Kind altersgerecht in den Wickelprozess einbeziehen, fördern Sie nicht nur seine Entwicklung, sondern schaffen auch eine positive und kooperative Atmosphäre.
Vorbereitung und Organisation
- Alles griffbereit: Legen Sie alle benötigten Utensilien vorab bereit, um das Kind nicht unbeaufsichtigt lassen zu müssen.
- Spielzeug: Ein abwaschbares Spielzeug kann das Kind ablenken und beschäftigen.
- Zeit und Geduld: Nehmen Sie sich Zeit für jeden Wickelvorgang und begegnen Sie dem Kind mit Geduld und Verständnis.
Wickelzeit als Lernzeit
Nutzen Sie die Wickelzeit für Lieder, Fingerspiele oder Streichelverse. Diese einfachen, aber effektiven Methoden können Wunder wirken, um das Kind abzulenken und das Wickeln zu einer positiven Erfahrung zu machen. Durch das Singen von Liedern wie „Hoppe, hoppe Reiter“ oder „Backe, backe Kuchen“ wird nicht nur die Aufmerksamkeit des Kindes auf etwas Angenehmes gelenkt, sondern auch seine Sprachentwicklung gefördert. Die rhythmischen Verse und sich wiederholenden Reime helfen dem Kind, neue Wörter und Sprachmuster zu lernen und sein Hörverständnis zu verbessern.
Fingerspiele wie „Das ist der Daumen“ oder „Zehn kleine Zappelmänner“ regen nicht nur die Feinmotorik an, sondern unterstützen auch das Körperbewusstsein des Kindes. Durch das Benennen der einzelnen Körperteile und das Ausführen der Bewegungen lernt das Kind, seinen Körper besser wahrzunehmen und zu kontrollieren.
Streichelverse wie „Kleine Schnecke“ oder „Ich streichle deinen Bauch“ schaffen eine liebevolle und beruhigende Atmosphäre. Die sanften Berührungen und liebevollen Worte stärken die emotionale Bindung zwischen Kind und Erzieher:in und vermitteln dem Kind ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit.
Indem Sie die Wickelzeit als eine Gelegenheit für spielerische Interaktion nutzen, können Sie nicht nur den Stress und Widerstand des Kindes reduzieren, sondern auch wichtige Entwicklungsbereiche fördern. Das Kind lernt, das Wickeln mit positiven Emotionen zu verbinden, was den gesamten Prozess für alle Beteiligten angenehmer macht.
Zusätzliche Tipps
- Rituale: Schaffen Sie feste Rituale rund um das Wickeln, um dem Kind Sicherheit zu geben.
- Humor: Ein bisschen Spaß und Albernheit können die Stimmung auflockern.
- Lob und Anerkennung: Loben Sie das Kind für seine Mitarbeit und sein gutes Verhalten.
- Individuelle Bedürfnisse: Achten Sie auf die Signale des Kindes und passen Sie Ihr Vorgehen entsprechend an.
Geduld und Einfühlungsvermögen sind der Schlüssel
Manchmal braucht es Zeit und Geduld, bis sich ein Kind an die Wickelsituation in der Kita gewöhnt. Jedes Kind ist einzigartig und bringt individuelle Bedürfnisse und Vorlieben mit. Einige Kinder fühlen sich in neuen Umgebungen unsicher und brauchen Zeit, um Vertrauen aufzubauen. Andere wiederum reagieren empfindlich auf bestimmte Geräusche, Gerüche oder Berührungen.
Um den Übergang für das Kind so sanft wie möglich zu gestalten, ist es hilfreich, die Eltern in den Eingewöhnungsprozess einzubeziehen. Wenn möglich, sollten Erzieher die Eltern beim Wickeln begleiten, um ihre individuellen Rituale und Techniken kennenzulernen. Vielleicht hat das Kind ein bestimmtes Lied, das es beim Wickeln beruhigt, oder ein Kuscheltier, das ihm Sicherheit gibt. Indem die Erzieher:innen diese Vorlieben kennen und berücksichtigen, können sie dem Kind ein Gefühl von Vertrautheit und Sicherheit vermitteln.
Geduld und Einfühlungsvermögen sind in dieser Phase entscheidend. Drängen Sie das Kind nicht, sondern geben Sie ihm Zeit, sich an die neue Umgebung und die neuen Bezugspersonen zu gewöhnen. Zeigen Sie Verständnis für seine Ängste und Unsicherheiten und bieten Sie ihm Trost und Unterstützung.
Indem Sie die Wickelsituation als eine wertvolle Interaktionsmöglichkeit betrachten und die oben genannten Tipps und Tricks anwenden, können Sie das Wickeln zu einer positiven Erfahrung für das Kind machen. Eine liebevolle und spielerische Herangehensweise, die die individuellen Bedürfnisse des Kindes berücksichtigt, schafft eine entspannte Atmosphäre und fördert das Wohlbefinden aller Beteiligten.
Letztendlich geht es darum, eine vertrauensvolle Beziehung zum Kind aufzubauen und ihm zu zeigen, dass das Wickeln ein normaler und angenehmer Teil des Kita-Alltags ist. Mit der richtigen Unterstützung und einer positiven Einstellung kann das Wickeln zu einem Moment der Zweisamkeit und des gemeinsamen Lernens werden.